Tag 90:
Es ist alles eingekauft, der Rucksack ist vollgepackt mit Essen, ein neues Hörbuch ist runtergeladen (Alles Licht das wir nicht sehen können) und in bin bereit wieder zurück auf den Trail zu gehen. Das ist mein Essen für ca. vier Tage.
Ich starte zusammen mit einem anderen deutschen Wanderer namens Jan von Ashland aus und es ist auch mal wieder sehr schön gemeinsam unterwegs zu sein. Wir finden auch relativ schnell eine Mitfahrgelegenheit und ein ehemaliger PCT Wanderer fährt uns zum Trail. Von dort laufen wir dann los und zwar die ganze Zeit den Berg hinauf. Es ist super heiß und schon nach einer Stunde brauchen wir beide eine Pause im Schatten. Diese nutzen wir dann auch, um unsere GPS Daten zu checken und da wird uns bewusst das wir einfach mal in die falsche Richtung laufen. Ich wusste ja, dass dieser Moment irgendwann kommen wird und deshalb nehme ich es mit Humor 😀 den Rückweg müssen wir dann ja auch nur noch runter laufen. So schaffen wir dann heute leider nicht ganz so viele Meilen.
Tag 91:
Die Hälfte des Weges ist jetzt geschafft. Das ist doch mal ein Grund zum Feiern. Ich kann es noch gar nicht richtig realisieren… Jetzt bin ich schon 1325 Meilen (2132 km) gelaufen. Ich habe schon unglaublich viel erlebt, eine Menge tolle Erfahrungen gesammelt und unglaublich liebe Menschen kennengelernt.
Dafür möchte ich auch etwas zurückgeben und auch anderen Menschen helfen ihre Ziele und Träume zu verwirklichen. Daher sammele ich Spenden für die Kinderabteilung des deutschen Rollstuhlverbandes. Den Rollikids soll damit ermöglicht werden schwimmen zu lernen und die Schwimmgruppe wurde auch bereits eröffnet. Und ich finde 1325 gelaufene Meilen sind doch mal ein guter Grund zu spenden! 😉 Denn so wie auf meiner Reise jeder Schritt zählt, zählt auch jeder Euro der dem Projekt zu Gute kommt. Es ist auch gar nicht schwer:
Die Spende einfach an das Konto der Rollikids überweisen.
DE29 3806 0186 5333 3330 33
GENO DE D1 BRS
Und nicht vergessen „Lauf Ludwig“ in den Verwendungszweck zu schreiben.
Ich bedanke mich bei allen Menschen die mich und mein Projekt unterstützen.
Tag 92:
Teil 2 meiner Schneewanderung…
Der Schnee ist tatsächlich immer noch nicht überall geschmolzen und auch heute kommen wir wieder in den Schnee. Diesmal erwartet uns eine scheinbar unüberwindbare Schneewand. Und da müssen wir hoch. Also geht Jan mit seinem Eispickel vor und hackt Stufen in die Schneewand.
Ich warte unten und folge ihm erst, als er oben angekommen ist. Ich bin schrecklich nervös und habe Angst abzurutschen. Ich muss ein paar mal tief durchatmen und als ich die Spitze erreiche zittere ich am ganzen Körper. Doch es ist geschafft! So geht es weiter auf dem PCT und den restlichen Tag erwarten uns nur noch kleine Schneefelder. Der meiste Teil des Weges führt zum Glück an Wiesen, wunderschönen Blumen vorbei.
An der Grenze treffen wir auch viele bekannte Gesichter wieder, die uns entgegen kommen. So wird heute viel gequatscht und ich freue mich sehr alle wiederzusehen
Meilentechnisch kommen wir deswegen leider auch heute nicht so weit. Doch ich glaube meinen Füßen tut die kleine Pause sehr gut.
Tag 93:
Heute steht noch einmal ein langer Tag an. 27 Meilen und einige Höhenmeter sind zu überwinden, um in die „Stadt“ zu kommen. Diese ist, wie sich im Endeffekt herausstellt, nur ein kleines Dorf, was aus einem Campingplatz, einem kleinen Einkaufsladen und einem Café besteht. Doch der Gedanke an Essen und besonders einer kalten Cola motiviert mich ungemein und so bin ich sehr schnell unterwegs. Die Landschaft ist wieder einmal atemberaubend und besonders von den vielen Blumen kann ich nicht genug bekommen.
Nach der gemeinsamen Mittagspause entscheidet Jan es ein wenig ruhiger anzugehen und die Stadt erst morgen früh zu erreichen. So wandere ich alleine los. Durch grüne Wiesen, immer weiter den Berg runter.
In der Stadt kaufe ich als erstes paar Kleinigkeiten ein und treffe danach eine Menge anderer Wanderer auf dem Campingplatz. Und natürlich sind auch wieder zwei andere Deutsche dabei. Es ist echt erstaunlich wie viele andere deutsche Wanderer hier unterwegs sind. Allein gestern habe ich acht getroffen…
Tag 94:
Nach dem gestrigen Tag gehe ich den heutigen Tag sehr entspannt an. Ich schlafe aus und gehe zusammen mit Florian, Kerstin und Denise im Café frühstücken. Es schmeckt wieder einmal sehr gut. Besonders nach wochenlangem Tütenessen lerne ich eine frisch gekochte Mahlzeit zu schätzen. Vormittags kommt dann auch Jan an und wir verbringen den Nachmittag zusammen auf dem Campingplatz.
Florian bastelt sich neue Campschuhe und wir anderen dösen in der Sonne. Es sind tatsächlich 35 Grad. Und ich dachte immer es wird kühler, sobald ich die Wüste überstanden habe… Jan hat schon seit Tagen Probleme mit seinem einem Knie. Nach einem Unfall in den Sierras (ja er ist da wirklich in dem ganzen Schnee herumgeklettert 😮 ) schmerzt es beim Wandern ein wenig und der lange Abstieg macht das nicht gerade besser. Er beschließt wieder zurück nach Deutschland zu fliegen und ich wandere am Abend alleine weiter. Echt schade, denn es war eine sehr lustige Zeit und ich hatte eine Menge Spaß. Außerdem fühle ich mich viel sicherer, wenn ich zusammen mit anderen unterwegs bin. Und es ist sehr nett, dass er mir seinen Bärekanister ausleiht 🙂 So spare ich mir eine Menge Geld.
Tag 95:
Ich bin gestern Abend noch ein Stück aus dem Dorf herausgewandert und habe an einem Fluss gezeltet. Um 6 Uhr morgens wandere ich dann auch schon wieder weiter, um die Kühle des Morgens auszunutzen. Nach wenigen Metern begegne ich einem Bär. Diesmal ist er schwarz und im Gegensatz zum ersten Mal rennt dieser Bär sofort weg. So ist das doch schön 🙂 Der Weg führt die ganze Zeit den Berg hinauf (um die 2300 Höhenmeter).
All das, was ich vorgestern noch runterlaufen konnte muss ich heute wieder hinauf wandern, denn Seiad Valley liegt genau in einem Tal. Außerdem bin ich mittlerweile der festen Überzeugung, dass der PCT eine Art Trimm dich Pfad ist. Der nicht nur wandern umfasst, sondern auch klettern, schwimmen und vieles mehr Alleine heute klettere ich über unzählige umgefallene Bäume hinüber, krabble unter anderen durch oder überquere Flüsse. Zudem ist der Weg sehr verwachsen und ich schlage mich die meiste Zeit durchs Gebüsch. Das Gebüsch besteht leider zu einem großen Teil auch aus dem giftigen Poison Oak. Deswegen trage ich trotz 35 Grad Celsius meine langen Leggins. Es ist unfassbar heiß und ich trinke sehr viel Wasser.
Als ich dann an die Quelle komme, an der ich meine Wasservorräte ausfüllen wollte, ist dieser kleine Bach ausgetrocknet. Zum Glück habe ich immer etwas zu viel Wasser dabei und so mache ich mich schnell auf dem Weg zum nächsten Fluss. Als ich da bin und Wasser vorfinde bin ich echt erleichtert. Durch meinen Flip Flop ist der Wasserreport leider nicht immer auf dem neusten Stand, deswegen bin ich ab jetzt besonders vorsichtig was das angeht. Nach einer Pause mit ein paar anderen Wanderern laufe ich weiter den Berg hoch und bin nach wenigen Meilen wieder einmal im Schnee. Der ist schon ziemlich matschig und im Hang, weshalb ich mal wieder wegrutsche. Zumindest sind es nur kleinere Schneefelder.
Tag 96:
Was für ein Tag! Es fängt damit an, dass ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte, weil ich schreckliche Bauchschmerzen habe. So bin ich am Morgen sehr müde und fühle mich schwach. Und das wo heute eine lange Etappe ansteht…
Als ich dann auch noch nach wenigen Meilen in den Schnee komme ist meine Motivation am Ende. Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass ich so fertig bin aber ich verlaufe mich auch noch und muss über ein Geröllfeld klettern, um wieder zurück zum Trail zu gelangen. Dafür bekomme ich einen traumhaft schönen Bergsee zu Gesicht. Der ist so klar, dass ich sogar von hier oben die Steine auf dem Grund sehen kann.
Ganz in der Nähe von diesem wütet ein großes Feuer und bald laufe ich nur noch im Rauch umher. Ich treffe ca. 30 Feuerwehrmänner und erkundige mich nach der Lage des Feuers und ob ich sicher weiterwandern kann. Da sie meinen das Feuer ist noch weit genug weg wandere ich weiter durch den Rauch. Über mir kreisen Helikopter und Löschflugzeuge am Himmel. Das ganze ist schon ein wenig beängstigend…
Doch der Tag hält auch noch erfreuliches bereit und so treffe ich heute Caddyshack und die andere Caroline wieder. Abends beeile ich mich, um die Straße zu erreichen, die in die Stadt führt. Doch hier fährt kein einziges Auto. Erst nach einer Stunde klappt es und ich werde von vier Jungs mitgenommen. Alle vier sind Studenten und wandern auch oft. So kommt das Gespräch auf meine Reise und meine Wanderung und die vier kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus als sie hören, wie viele Kilometer ich schon zurückgelegt habe 😀 In der Stadt kaufe ich zunächst ein und mache mich dann auf dem Weg zum Campingplatz. Dort treffe ich dann auch Susie und Tine wieder und so sitzen wir stundenlang zusammen und tauschen und aus. Es ist so schön, die beiden wiederzusehen.
Tag 97:
Wir machen heute einen Tag Pause in der kleinen Stadt Etna. Das tut mir sehr gut und ich nutze die Zeit, um mich zu erholen und um eine Menge zu essen. Morgens gehen wir zusammen mit Becca frühstücken. Das ganze Essen zahlt sich auch aus, denn als ich mich am Nachmittag wiege bin ich schon fast wieder bei meinem Ursprungsgewicht.
Nach dem Einkaufen ist dann auch mein neuer Bärenkanister vollgepackt mit Essen und ich bin bereit morgen wieder auf den Trail zu gehen. Dieses Mal zusammen mit Susie, Tine und Becca 🙂
Tag 98:
Nach einem Frühstück in einem kleinen Café trampen wir zurück zum Trail. Das klappt dieses Mal auch wirklich gut und innerhalb von ein paar Minuten hält eine Frau, die uns zurückfährt. So sitzen wir auf der Ladefläche von ihrem Pick up truck und fahren durch die Wälder in Richtung PCT.
Für Becca ist das der erste Tag nach einem Monat wanderpause, weshalb wir sehr langsam starten. Dafür haben wir umso mehr Spaß. Becca kommt aus Amerika und war für eine Zeit lang zum Studium in Deutschland. Und da hat sie das Wichtigste überhaupt gelernt: das Fliegerlied 😀 und so singen wir: Und ich flieg flieg flieg… Es ist super lustig und die Zeit vergeht in Flug.
Wir durchqueren einen abgebrannten Wald und klettern wieder unter einigen Baumstämme hindurch. Die ganze Zeit führt der Weg steil den Berg hinauf oder hinunter. Es geht ständig auf und ab und zwischendurch schmerzen meine Knie ein wenig. Zudem ist es sehr heiß und ich fühle mich fast wieder, wie in der Wüste.
Tag 99:
Susie und ich wachen als erstes auf, frühstücken im warmen Schlafsack und packen unsere Sachen zusammen. Auch Tine und Becca sind wenig später startbereit und so wandern wir los. Wir kommen sehr gut voran und treffen auch heute viele bekannte Gesichter wieder. Gegen 10 Uhr gönnen wir uns eine Kaffeepause und für mich gibt es eine heiße Schokolade und ein Käsebrot. Nach der Pause hängt Becca dann ein wenig hinter her und mittags warten wir lange, bis sie uns wieder einholt. Währenddessen haben wir wieder einen wundervollen Ausblick.
Doch auch nach der Mittagspause fällt es ihr sehr schwer weiterzuwandern und sie macht viele Pausen, sodass wir sie bald aus den Augen verlieren. Wir warten zwar noch eine Stunde am Nachmittag auf sie, aber sie kommt nicht… der erste kleine Zeltplatz ist leider schon belegt und wir laufen weiter. Nur wenige Meilen hinter diesem finden wir eine schöne Wiese auf der wir die Zelte aufbauen. Doch Becca erscheint auch am Abend nicht mehr und ich hoffe wirklich, dass wir sie morgen wiedersehen.
Tag 100:
Ich habe wunderbar geschlafen und fühle mich richtig fit und ausgeruht. Ich kann es kaum glauben, dass ich schon 100 Tage lang unterwegs bin. Das Heimweh hat zum Glück nachgelassen, seitdem ich nicht mehr die ganze Zeit alleine unterwegs bin. Auch den anderen geht es sehr gut und wir sind flott unterwegs. Auf dem Weg ins Tal treffen wir dann noch einen Trailangel und bekommen Saft geschenkt. In der Mittagspause holt uns Becca wieder ein und so wandern wir gemeinsam weiter
Die meiste Zeit führt der Weg am Hang entlang und wir haben die ganze Zeit die Berge vor Augen. Es geht über Geröllfelder den Berg hinab zu unserem kleinen Zeltplatz. Diesmal müssen wir uns aufteilen und so schlafen Susie und ich direkt neben dem Fluss, während Tine und Becca ein Stück weiter entfernt schlafen. Es ist so idyllisch…