Reiseberichte

Peaks of the Balkans – Teil 2

Tag 6

Endlich mal eine ruhige und erholsame Nacht. Das tut echt wahnsinnig gut. Im Zelt schlafe ich einfach meist deutlich schlechter als in einem Bett. Als wir morgens aufwachen ist es noch sehr kalt und nebelig und wir frühstücken im Zelt. Am Vormittag wird dann mal wieder gewandert und wir kommen zunächst sehr gut voran, da der Weg ohne viele Höhenmeter durch einen Wald führt. Doch als wir dann die ganzen Heidelbeeren und Himbeeren am Wegesrand entdecken, kommen wir aus dem Naschen gar nicht mehr raus.

Daher gönnen wir uns bei einem Hirtenhaus auch bereits eine kleine Mittagspause. Der Hirte spricht jedoch kein Wort Englisch, weshalb die Verständigung mittels den paar Wörtern in unserem Reiseführer und mit Händen und Füßen erfolgt. Neben leckerem Käse, frischer Schafsmilch und Brot bringt er uns auch noch Joghurt. Der ist jedoch so bitter und hat rein gar nicht mit dem deutschen Standard Naturjoghurt aus dem Supermarkt zu tun, dass ich unwillkürlich das Gesicht verziehe. Die Hirten finden das urkomisch und kommen aus dem Lachen gar nicht mehr raus 😀

Nach einiger Zeit verabschieden wir uns und machen uns auf in das Hirtendorf Doberdol. Dort kaufen wir Eier und Gemüse bei einer Einheimischen, die von uns überhaupt kein Geld annehmen möchte. Ein weiteres erstaunliches  Beispiel für die Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit der Menschen hier. Wir wandern noch einen Stück die steile Wiese hinter Doberdol hoch und machen eine Pause mit Käse, Brot, frischem Gemüse und Rührei. Nach diesem Festmahl fällt uns der restliche Aufstieg recht leicht und wir erreichen schnell einen Höhenkamm und wandern auf diesem über grüne Wiesen und weitere Pässe bis zum Zeltplatz. img_7463Auch das Abendessen ist mit einem Nudelsalat sehr reichhaltig und direkt noch viel leckerer, da wir dabei eine Aussicht auf die fantastische Landschaft des Kosovos geboten bekommen.

Tag 7

Zelten auf 2100hm war wohl doch keine so gute Idee. Die Nacht war zwar wahnsinnig ruhig, aber dafür ist es am Morgen super kalt und sobald die Sonne aufgegangen ist, bin ich aus dem Zelt raus und versuche mich mit Tanzen etwas aufzuwärmen.img_7473 Dazu gibt´s die Musik von Feliz navidad, was auch echt gut zu den kalten Temperaturen passt. Matthias liegt noch etwas im Zelt aber kommt dann auch schnell raus, als er den Geruch von Minztee vernimmt. Die wächst hier nämlich auch fast überall und wir haben gestern ordentlich gepflückt. Wir frühstücken nur eine Kleinigkeit und steigen schnell ins Tal ab, weil es so kalt ist. Als wir aus dem Wald herauskommen rennt auf einmal ein Hirtenhund laut bellend auf uns zu. Wir bleiben sofort stehen und ich gehe langsam zurück, doch der Hund läuft weiter auf uns zu und ist nun fast 3m neben uns, bellt und fletscht die Zähne. Ich habe sowieso schon Angst vor Hunden und so ein Hirtenhund ist nochmal viel beängstigender. Auch der Hirte ist mittlerweile auf uns aufmerksam geworden und kommt angerannt, um den Hund zu verscheuchen. Doch selbst auf den Hirten hört der Hund nicht wirklich und versucht immer wieder am Hirten vorbei auf uns zu zu rennen.

Erst als der Hirte ihn fest am Halsband packt können wir vorbei und ich bin einfach nur erleichtert, dass nichts schlimmes passiert ist. Wir steigen also schnell den Berg hinab und treffen wenig später im Dorf ein paar Einheimische, die uns sofort als Deutsche identifizieren und uns zu ihrem Haus winken. Dort ist momentan ihr Onkel aus Deutschland zu Besuch und wir kommen ins Gespräch. Im Kosovo treffen wir auf einige, die während des Kosovokriegs nach Deutschland geflohen sind und daher deutsch sprechen. Diese Begegnung ist besonders schön, denn zum Abschied bekommen wir von der Familie noch Gurke, Tomate, Brot und Käse geschenkt. Unsere Rucksäcke sind nun wieder gut gefüllt und unsere Mägen wenig später auch, da wir zum Mittagessen in Milishevc einkehren. Von dem kleinen Örtchen aus steigen wir über eine Wiese langsam querfeldein den Berg hinauf. Da es mir nicht so gut geht muss Matthias sehr oft auf mich warten und wir kommen nur langsam voran. Der Abstieg geht dann zum Glück deutlich schneller und wir erreichen nach zwei Stunden das Rugave Camp, wo wir uns eine Nacht im Motel gönnen.

Tag 8

Für heute ist eigentlich die Besteigung des Hajla geplant, doch wir wachen beide mit Bauchschmerzen und leichter Übelkeit auf. Da haben wir uns wohl irgendwo den Magen verdorben… Deshalb ist es auch gar nicht so schlimm, dass das für 7 Uhr versprochene Frühstück erst um 8:30Uhr serviert wird. Nach ein wenig Wassermelone und trockenem Brot geht es uns beiden etwas besser und wir beschließen den Aufstieg nach Reke anzugehen und dabei zu schauen, wie weit wir kommen. Der Weg führt auf einer befahrenen Autostraße den Berg hinauf und weit und breit ist kein Schatten in Sicht. Dafür erwartet uns Reke mit eiskaltem Wasser und einer Pause unter einem großem Baum. Sowohl Matthias als auch ich sind sehr geschafft und nutzen die Zeit, um zu schlafen. Nach unserem Mittagsschläfchen verlassen wir Reke und sehen dabei einige der wilden Müllhalden, die wir leider sehr oft zu Gesicht bekommen. Da die Bergdörfer keine Müllversorgung haben kippen die Menschen ihren Müll einfach in die Natur oder in den Fluss. Deshalb nehmen wir unseren Müll den gesamten Trail über mit und entsorgen ihn erst in der Stadt. Am Anfang wollte ich auch noch den anderen Müll sammeln, doch es ist einfach viel zu viel.

Wir setzen unseren Aufstieg fort und wir laufen durch den Wald hinauf bis zu einer großen Wiesenfläche. Der Aufstieg ist für mich wahnsinnig anstrengend und sobald wir oben angekommen sind lasse ich mich unter einen Baum fallen, um ein wenig auszuruhen. Wie schlecht es mir wirklich geht erfahre ich kurze Zeit später, da sich mein Mageninhalt entleert. Müde und total ausgelaugt reiße ich mich zusammen, um den Abstieg bis nach Drelaj zu schaffen. Die Gipfelbesteigung ist damit gestorben und wir laufen langsam und schweigend bergab. Zum Glück ist der Weg wirklich leicht, denn wir sind beide ziemlich fertig. Umso schöner ist das Gefühl beim Erreichen des Gästehauses Shqiponja, in dem uns gemütliche Betten, eine heiße Dusche und leckeres Essen erwartet. Spät am Abend treffen auch noch drei andere Wanderer ein und wir tauschen uns beim Abendessen über unsere Erlebnisse aus. Bei mir ist im Gegensatz zu Matthias der Appetit mittlerweile wieder zurück gekommen und ich esse eine ordentliche Portion, um wieder zu Kräften zu kommen.

Tag 9

Ich wache schon sehr früh auf und als mir bewusst wird, dass wir nur noch zwei Tage bis nach Plav brauchen macht sich große Erleichterung breit. Matthias geht es nämlich immer noch nicht so gut und auch ich bin noch erschöpft von dem gestrigen Tag. Trotzdem entscheiden wir uns fürs weiterwandern und beim Wandern geht es uns beiden etwas besser. Auf Forststraßen führt uns der Peaks of the Balkans hinauf bis Dugaive, welches durch ein kleines Schloss im mittelalterlichen Stil auffällt.

Danach führt uns der Trail leider wieder auf einer Autostraße den Berg hinauf und da es Matthias durch den heißen Aufstieg in der prallen Sonne schlechter geht, beschließen wir das letzte Stück zu trampen. So sparen wir uns ca. eine Stunde wandern an der Straße. Ein Schweizer Pärchen nimmt uns auch recht schnell mit bis Guri i Kuq. Von dort aus folgt ein heißer, steiler Aufstieg bis zum See Liqeni i Kuqishte.

Außer uns sind hier noch sehr viele Einheimische unterwegs, meist nur mit einer kleinen Plastiktüte mit ein paar Dosen Cola und Flip Flops an den Füßen ausgestattet 😀 Am See ist es dann trotz der vielen Menschen, denen wir begegnet sind, sehr leer und Matthias schläft ca. zwei Stunden. Da er leichtes Fieber und Kopfschmerzen hat bauen wir schon früh das Zelt auf und um 19 Uhr schläft er auch bereits. Ich lese dagegen noch zwei Stunden lang und hoffe, dass es ihm morgen besser geht und wir auch noch die letzten Kilometer des Trails schaffen.

 

Tag 10

Durch das frühe Schlafen gehen und das wenige Wandern gestern wachen wir schon früh auf und wandern um 6:30 Uhr an einem zweiten See vorbei den Berg hinauf. So früh morgens ist es noch schön schattig, was sehr angenehm für den steilen Aufstieg ist. Schließlich kommen wir auf einen Wiesenpass, dem höchsten Punkt für heute. Von dort aus haben wir eine tolle Weitsicht, weshalb wir eine lange Pause einlegen. Den ursprünglichen Plan heute Plav zu erreichen haben wir schon längst verworfen und gehen die letzten Tage stattdessen ruhig an. So steigen wir gemächlich bergab und verlieren wieder einmal den Weg :D. Das ist dieses Mal aber nicht ganz so schlimm, da es nur über eine Wiese den Berg hinunter geht. 2d8c12de-0617-4c3f-8ae3-25d479c323d2-1

Die ersten Häuser von Babino Polje sind schon in Sicht und wenig später laufen wir über eine Fahrstraße rein in den kleinen Ort und kehren im Triangle Woodhouse ein. Die deutschsprachige Familie Alija ist zuhause und wir werden mit leckerem Essen versorgt. Besonders die selbstgemachte Limonade aus Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren hat es mir angetan. Aber auch der Rest ist lecker und die Familie ist sehr lieb, weshalb wir insgesamt über drei Stunden dort bleiben. Die Terasse eignet sich perfekt zum Ausruhen und auch der frische Bergtee tut unseren strapazierten Mägen sehr gut. Der Bergtee ist übrigens einfach getrockneter Oregano, wie wir von Agron Alija erfahren. Nach diesem wunderbaren Aufenthalt, den ich euch wirklich nur empfehlen kann, wandern wir auf der Alternativroute hoch zum See.

Diese führt gleich hinter dem Woodhouse entlang und darf von den Gästen genutzt werden. Statt dem Peaks of the Balkans führt uns die Alternativroute im Wald entlang den Berg hinauf und nicht auf der Autostraße. Drei Stunden später lichtet sich der Wald endlich und vor uns erstreckt sich der Bergsee Hridsko jezero, um den sich eine schöne Sage dreht. Es ist bereits früher Abend und wir sind ganz alleine. Ich kann nicht widerstehen, streife die dreckigen Klamotten ab und genieße ein Bad im See. Matthias geht es dagegen leider immer noch nicht so gut, weshalb er den See nicht so ganz genießen kann. Stattdessen bauen wir schnell das Zelt auf, Essen noch eine Kleinigkeit und gehen früh schlafen. Morgen folgt dann unsere letzte Etappe bis nach Plav.

 

Tag 11

Die Nacht am See war einfach traumhaft schön und ruhig. Vor dem Schlafen gehen habe ich noch einige Zeit den Sternenhimmel beobachtet. Auch am Morgen genießen wir noch etwas die Aussicht auf den See und packen schließlich das Zelt und unsere Sachen zusammen, um nach Plav zu wandern. 73829fe5-7158-433c-8d45-c72e54e789e4Im Gegensatz zu den anderen Peaks of the Balkans Etappen steht heute ein blauer (sehr einfacher) Weg an und wir kommen schnell voran. Die meiste Zeit geht es auf gut ausgebauten Wegen den Berg hinunter, bis am frühen Mittag auf einmal Plav vor uns auftaucht. Große Freude aber vor allem auch Müdigkeit machen sich auf den letzten Kilometern bis in die Stadt in mir breit. Wir kaufen noch kurz eine Kleinigkeit zu essen, bevor es auch schon in den Bus Richtung Podgorica geht. Dort steigen wir sofort in einen Bus Richtung Meer um, da wir unsere letzten zwei Tage in Ulcinj verbringen möchten. Jetzt steht nach dem ganzen Wandern also entspannen und ausruhen an… 🙂

 

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4 Kommentare

  1. Hannes says:

    Hallo Caro,

    bei der Planung zu unserer PoB-Runde im Herbst 2020 bin ich über deinen Blog gestolpert und habe ihn gerne gelesen, da er schön geschrieben ist und ich viel für unserer Planung mitnehmen konnte.

    Eine Nachfrage hätte ich in Bezug auf die Versorgung während der Wanderung. Da wir als Selbstversorger mit Zelt wandern, mache ich mir natürlich Gedanken über die Mitnahme der Nahrungsmittel.

    Wenn man deinen Bericht so liest, habt ihr ziemlich viel lokal zu futtern bekommen und offensichtlich nie großartig Engpässe gehabt. Inwieweit habt ihr aber selbst mit eurem Kocher gekocht? Wieviel Nahrungsmittel hattet ihr mir? Ist von euren Sachen was übrig geblieben?

    Und da wir selbst nur einen Schraubkocher haben: Gab es wirklich nur Stechgaskartuschen?

    Über eine Antwort würde ich mich freuen!

    Gruß Hannes

    1. Hey Hannes,

      vielen Dank für deine Nachricht. Es freut mich, dass du auf meinen Blog gestoßen bist und er dir auch noch bei deiner Planung für den PoB geholfen hat.

      Wir waren damals auch mit Zelt unterwegs und haben immer Abends mit dem Kocher gekocht. Dafür hatten wir Nudeln, Couscous, Kartoffelpüree und sowas wie Öl, Gemüsebrühenpulver und Tomatenmark dabei. Das Ganze haben wir mit frischem Gemüse und Käse von den Hirten ein wenig aufgepeppt.

      Morgens gab es meistens Haferflocken mit Milch, die wir auch bei den Hirten gekauft haben. Mittags haben wir uns dann immer vollständig bei den Bauern versorgt oder sind in einem der Gästehäuser eingekehrt.

      Insgesamt hatten wir so viele Haferflocken und Lebensmittel fürs Abendessen dabei, dass es für ca. 9 Tage gereicht hätte. Wir hatten aber am Ende dennoch einiges übrig, auch weil wir uns zwischenzeitlich den Magen verdorben haben und nichts essen konnten. Außerdem hätten wir auch noch viel mehr bei den Bauern kaufen können. Käse, Brot und Gemüse bekommt ihr jeden Tag zu kaufen und manchmal auch sowas wie Kartoffeln und Eier.

      Wir haben uns extra für diese Wanderung einen Kocher für Stechkartuschen gekauft, da es dort leider keine Schraubkartuschen gibt. Die Stechkartuschen gibt es auch überall zu kaufen, wogegen wir keine Schraubkartuschen entdeckt haben. Auch ein Tourguide aus der Region hat mir gesagt, dass es diese dort leider nicht gibt.

      Ich hoffe ich konnte dir helfen und wünsche euch ganz viel Spaß auf dem PoB 😊

      LG Caro

  2. Amelie says:

    Hallo Caro,
    Auch wir planen unsere PoB Tour für Ende Juni/Anfang Juli und dein Blog ist wirklich eine große Hilfe um einen Eindruck zu bekommen was uns erwartet. Wir möchten auch zelten und mich würde interessieren wie kalt es nachts wurde? In welchem Monat wart ihr denn unterwegs? Auf den Bildern sieht es meistens sehr warm aus, aber einmal schreibst du auch, dass es nachts sehr kalt war… Hattet ihr Daunen Schlafsäcke? Oder was würdest du sagen was man mitnehmen sollte? Vielen Dank und liebe Grüße
    Amelie

    1. Hey Amelie,
      ich wünsche euch schonmal ganz viel Spaß auf eurer Wanderung auf dem PoB und freue mich, dass mein Blog euch bei der Planung geholfen hat. Wir waren im August unterwegs und meistens war es nachts so ca. um die 10 Grad oder wärmer. Außer der einen Nacht in der wir auf ca 2000m gezeltet haben. Da war es nur ungefähr 0 Grad und ich fand es ein wenig kalt. Wir hatten beide Daunenschlafsäcke dabei und würde das auch auf jeden Fall empfehlen. Ich hatte z.B. den Panyam 450 von Cumulus dabei. Der hat eine Komforttemperatur vor 0 Grad.
      Ich hoffe damit konnte ich Dir ein wenig helfen. Bei weiteren Fragen kannst du mir gerne schreiben 😊
      LG Caroline

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