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Malerweg – Teil 1

Tag 1: Pirna Liebethal – Hohnstein

25,7km – 620m bergauf, 510m bergab

Wanderglück in Sachsen? Wenn ich an Wandern gedacht habe kam mir in den letzten Jahren viel zu selten Deutschland und noch seltener Sachsen in den Sinn. Das hat sich dieses Jahr schlagartig geändert und so fand ich mich Pfingsten auf einmal in der Sächsischen Schweiz wieder.

Malerweg Wegweiser

Mein Plan? Auf den historischen Spuren des Malerwegs das Elbsandsteingebirge erkunden. In mir kribbelt schon alles vor lauter Vorfreude und Aufregung. “Die Wanderung kann beginnen” denke ich und schon hüpfen die Wanderflöhe in meinem Bauch auf und ab vor lauter Freude. Raus aus dem Auto, Rucksack schnappen, Eincremen und los! Schon wenig später befinde ich mich in einer anderen Welt.

Malerweg wandern

 

Ein kleiner, in der Sonne glitzernder Fluss schlängelt sich gleich neben dem Malerweg entlang. Unter einem Dach von saftig grünen Bäumen wandere ich bis zu dem ersten kleinen Highlight: Dem Richard-Wagner-Denkmal. Auch er hat sich für seine Komposition Lohgrin von dieser wunderschönen Gegend inspierieren lassen. Während ich das Denkmal bestaune schallt exakt diese Melodie aus den Lautsprechern. Also lehn Dich zurück und lass Dich zu Wagners Klängen von mir in die Sächsische Schweiz entführen…

Als ich weiterwandere verfolgen mich die Klänge des Liedes bis sie immer leiser werden und vom Rauschen des Flusses übertönt werden.

Malerweg wandernDie ersten Felsen ragen vor mir in den Himmel hinauf. Gegen diese mächtigen Naturgebilde fühle ich mich ganz winzig. Es ist so beeindruckend, dass diese Sandsteinfelsen bereits vor Millionen Jahren durch Gesteinsablagerungen entstanden sind.

Aber bevor ich schon jetzt ins Schwärmen verfallen heben wir uns das lieber für die berühmte Bastei auf und wandern weiter durch das Uttewalder Felsentor bis hin zu weiten Weizenfeldern. Das Wetter meint es heue besonders gut mit mir und schenkt mir einen strahlend blauen Himmel und Sonne pur.

Als ich mein erstes Etappenziel, die Stadt Wehlen erreiche, ist es Mittagszeit. Der perfekte Zeitpunkt für eine Pause direkt an der Elbe. Die Beine hochlegen, ein wenig dösen und den leckeren mitgebrachten Proviant verputzen bevor wieder der Rucksack geschultert wird.

Der Malerweg wartet schon und bringt mich hinauf zu dem wohl berühmtesten Ort in der Sächsischen Schweiz: Der Bastei.

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Wandern auf dem MalerwegWoran Du merkst das die Bastei nicht mehr weit ist? An den Tourist*innen-Schwärmen von allen Seiten. Noch vor paar Minuten war ich fast alleine mitten im Wald unterwegs und auf einmal finde ich mich inmitten vieler Menschen wieder.

Dennoch bin ich gleich hin und weg als die imposante Bastei vor mir auftaucht. Mitten in den starren Felsen thront sie 193m über der Elbe. Auch die Felsenburg ist ein lohnenswerter Abstecher und lässt erahnen, was die Menschen damals bereits in den Fels geschlagen haben. Und die Vorstellung hier in einer Burg zu leben und jeden Tag diese traumhaften Ausblicke zu genießen ist schon äußerst verlockend oder?

 

Noch schöner als die Bastei sind für mich allerdings die spektakulären Ausblicke und ich komme aus vor lauter “Hach ist das schön” und “Oh wie toll” überhaupt nicht mehr zum Wandern. Aber die Zeit muss sein! Staunen und Schwärmen gehört doch einfach dazu. Vor allem bei einer solch malerischen Landschaft, die quasi einem Bildband entsprungen sein könnte.

Aber nun ist Schluss, ich verprechs 😀 Jetzt wird erstmal weitergewandert. Am Amselsee vorbei laufe ich durch einen dichten Wald bis nach Hockenstein. Hier lerne ich den ersten anderen Malerweg Wanderer kennen. Immer gut zu erkennen an den größeren Rucksäcken. Wir kommen gleich in Gespräch und setzen unseren Weg gemeinsam fort. Denn was gibt es schöneres als sich mit Gleichgesinnten auszutauschen? Besonders nachdem ich den ganzen Tag alleine unterwegs war.Malerweg

Doch unsere Gespräche verstummen schlagartig als eine Höhle vor uns auftaucht. “Wow ist das cool!” rutscht mir nach kurzem Schweigen raus. “Nichts wie rein” erwidert Patrick. Uns erwartet die nächsten Sekunden einen Hauch von Abenteuer und Entdeckerfeeling in der Wolfsschlucht. Sowas liebe ich und ich bin total begeistert was dieser Weg alles zu bieten hat.

Meine Begeisterung reißt bis zum Ende nicht ab und ich bin fast ein wenig traurig als Abends Burg Hohnstein vor uns auftaucht. Dort wartet schon Matthias auf mich und wir schlafen eine Nacht mitten auf dem Burggelände. Patrick hat sein Zelt im Rucksack dabei und zieht noch weiter. So ist Abschied nehmen angesagt. Von Patrick und von den ersten beiden fantastischen Etappen des Malerwegs.

Tag 2: Hohnstein – Boofe Affensteine

30,7km – 790m bergauf, 920m bergauf

“Zurück zum Malerweg” heißt es nach dem Frühstück. Ich kann es kaum erwarten und bin neugierig, was für Highlights und Überraschungen der Weg heute für mich bereithält. Aber halt, da war doch noch was! Ich brauche noch die GPS Daten für die nächsten Etappen. Kein Problem die sind sicher schnell heruntergeladen? Denkste! Handyempfang ist hier äußerst spärlich und auch das WLAN funktioniert nur mäßig.

So entscheide ich mich für die klassische Variante und kaufe mir in dem kleinen Outdoorgeschäft in Hohnstein eine Wanderkarte. In den nächsten Tagen ist wohl mein Orientierungssinn gefragt.

Wegweiser Malerweg

Los gehts, schließlich ist es schon 9 Uhr und ich habe heute noch 30 km vor mir. Begrüßt werde ich vom Malerweg mit einem langen Waldstück. Die Sonne glitzert zwischen den Bäumen hindurch und ich lausche dem Vogelgezwitscher. Habe ich schon einmal gesagt wie sehr ich es liebe im Wald unterwegs zu sein? Für mich ist es einer der besten Orte, um zu entspannen und tief durchzuatmen.

Wandern auf dem Malerweg

Wenig später stockt mir allerdings der Atem, als der Wald plötzlich aufreißt und mir einen himmlischen Weitblick präsentiert.

Ist das nicht mal der perfekte Platz für eine kleine Frühstückspause? Ich nehme auf den sonnengewärmten Felsen Platz und lasse mir mein Brot schmecken. Übrigens ist dieser Pausenplatz fast ein kleiner Geheimtipp, denn er liegt nicht direkt auf dem offiziellen Malerweg, sondern auf auf einem kleinem Pfad daneben. Es lohnt sich hier die Augen offen zu halten.Malerweg wandern

Von so weit oben geht es natürlich…?  Wieder nach unten. Und zwar auf langen Treppen, die für den Malerweg unglaublich charakteristisch sind. Die sorgen übrigens auch für einen ordentlichen Muskelkater in Beinen und Hintern. Aber daran denke ich heute noch nicht. Sondern steige fröhlich die 800 Treppen bis in den Tiefen Grundlbach hinunter.

Im Tal angekommen folge ich dem Fluss Sebnitz bis in das Städtchen Altendorf, meiner Halbzeit des heutigen Tages.

Ich passiere die Dorfbachklamm und mache mich auf zum Schrammsteintor, eine schmaler Durchgang zwischen den in die Höhe ragenden Sandtsteinfelsen.

Jetzt wird geklettert. Zumindest ein wenig, um den schmalen Grat auf den Schrammsteinen zu erreichen. Belohnt werde ich mit einem phänomenalem Rundumblick.

MalerwegIch gönne meinen Füßen nach 20km eine Pause. Doch desto länger ich hier sitze desto müder und träger werde ich und meine Lust Weiterzuwandern schwindet. Es ist aber einfach auch zu schön, um schnell weiterzuziehen.

Außerdem habe ich an einer einzigen ganz bestimmten Stelle sogar Handyempfang und telefoniere kurz mit Matthias, der mir nach seiner Radtour entgegen kommen möchte. Doch als ich auf mein Handy schaue erschrecke ich mich: Es ist bereits 17 Uhr und ich habe noch einige Kilometer zu wandern. Das ist die Motivation zum Weiterwandern, die ich eben noch vergebens gesucht habe.

Malerweg

Wenig später kommt Matthias mir entgegen gelaufen und mir bewältigen gemeinsam das letzte Stück des Tages.

Durch schroffe Felsen hindurch schlängelt sich der Weg bis hin zu einem kleinen unscheinbaren Pfad. Diesen schlagen wir ein und kraxeln hinauf bis zu einigen Boofe Allerdings sind wir spät dran: Die ersten drei sind belegt und erst in der vorletzten finden wir Unterschlupf. Aber das lange Suchen hat sich gelohnt und wir haben eine sehr schöne, gemütliche Boofe ergattert.

 

Schlafsäcke auspacken, Isomatten ausrollen, Essen kochen und vor allem ausruhen. Nun freue ich mich auf meine erste Nacht seit langem, unterm freien Himmel.

 

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2 Kommentare

  1. Liebe Caro,

    Dein Bericht ist so so schön und lebhaft geschrieben, dass ich am liebsten sofort in den Zug Richtung sächsische Schweiz fahren würde. 😍

    Die Bilder sind wunderbar und ich kann Deine Schwärmereien so gut nachvollziehen! Ich glaube, ich wäre auch kaum weitergekommen weil ich alles so toll gefunden hätte.

    Und Euren Platz zum Boofen ist ja auch der Hammer gewesen. 🤩

    Freue mich schon auf die Fortsetzung!

    Ganz liebe Grüße,
    Sabrina

    1. Liebe Sabrina,

      vielen lieben Dank für Deinen Kommentar 🥰 Ich habe mich echt riesig gefreut, dass Du doch noch Zeit gefunden hast einmal reinzulesen 😉

      Und noch mehr freut es mich, dass ich ein wenig Sächsische Schweiz Feeling übermitteln konnte 😊 Das ist wirklich eine wunderschöne Gegend, perfekt zum Wandern.

      Dir nun noch ganz viel Spaß in der Schweiz und ganz liebe Grüße zurück 😊

      Caroline

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