Ich tauche ein. Ein in die gewaltige Alpenwelt Frankreichs. Schon als wir noch in der Bahn sitzen Türmen sich vorn am Horizont die schneebedeckten Gipfel. Sie werden immer größer und größer und eine Busfahrt später sind wir auch schon mittendrin. Umgeben von hohen Bergen, in voller Erwartung auf eine wundervolle Wanderung auf der Tour des Ecrins.

Strecke:
Auf ca. 200 km führt der GR54 durch den Parc de Ecrins.
Weg:
Der GR54 ist aus meiner persönlichen Sicht ein schwerer Wanderweg. Er führt die meiste Zeit durch alpines Gelände und ist an einigen Stellen sehr ausgesetzt.
Der Weg ist mit weiß/roten Zeichen markiert. Zudem zeigen manchmal Hinweistafeln die Kilometeranzahl an. Ich hatte auch noch die GPS Daten von Komoot dabei.
Wanderzeit:
Den GR54 kannst du zwischen Juli und September wandern. Vor allem im Juli und September solltest du allerdings mit Schneefeldern rechnen. Aber auch im Sommer kann es im hochalpinen Gelände natürlich zu Schnee und schnellen Wetterwechseln kommen.
Anreise:
Zum GR54 kannst du sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug anreisen. Wir sind mit dem Zug nach Grenoble gefahren und von dort aus mit dem Bus nach Bourg d´Oisans.
Etappen:
Das ist unsere Etappenplanung des GR54:
- Le Bourg d´Oisans – Clavans le Bas, 23 km & 1500 hm
- Clavans le Bas – La Grave, 22 km & 1400 hm
- La Grave – Le Monetier les Bains, 20 km & 1000 hm
- Le Monetier les Bains – Vallouise, 25 km & 1000 hm
- Vallouise – Refuge du pre la Chaumette, 29 km & 1800 hm
- Refuge du pre la Chaumette – Refuge Vallonpierre, 12 km & 1100 hm
- Refuge Vallonpierre – Villar Loubiere, 20 km & 1300 hm
- Villar Loubiere – Le Desert en Valjouffrey, 19 km & 1700 hm
- Le Desert en Valjouffrey – Wildzelten, 15 km & 1400 hm
- Wildzelten – La Danchere, 20 km & 1000 hm
- La Danchere – Le Bourg d´Oisans, 10 km & 131 hm
Schlafen:
Den GR54 kannst du mit Zelt laufen oder in Unterkünften schlafen. In den Orten gibt es tolle Campingplätze, die meist ca. 15-20€ pro Nacht kosten. Neben den Berghütten kannst du in Frankfurt kostenlos zelten. Und auch wild zelten ist oftmals kein Problem, sofern du weit genug von der Zivilisation entfernt bist und keinen Müll hinterlässt.
Wenn du in Unterkünften schlafen möchtest solltest du diese früh genug buchen. Eine Nacht im Hotel kostet meist zwischen 60-100€. Für die Hütte ist bei einer Übernachtung mit 15-30€ zu rechnen.
Verpflegung:
Essen muss auf dieser Wanderung nicht viel herumgetragen werden. In jedem Ort gibt es Restaurants und oftmals auch die Möglichkeit einzukaufen.
Supermärkte gibt es 2022 in:
- Bourg d´Oisans
- Besse
- La Grave
- Le Monetier les Bains
- Vallouise
- La Chapelle en Valgaudemar
Geld:
Ich hatte 250€ Bargeld dabei. In den Dörfern habe ich manchmal auch mit Karte gezahlt, auf der Hütte war nur eine Barzahlung möglich. Ausgegeben habe ich für 10 Tage auf dem GR54 ca. 500€. Die Kosten setzten sich wie folgt zusammen:
- Hin- und Rückfahrt: 250€
- 1 Nacht im Hotel: 45€
- 3 Nächte auf Campingplätzen: 50€
- Essen & Trinken: 140 €
- Waschen: 5€
Handyempfang:
Auf dem GR54 hatte ich oft Handynetz, allerdings nicht immer. Das WLAN auf den Campingplätzen ist leider oft schlecht, kostenpflichtig oder es gibt nicht mal welches.
Informationen:
Alle wichtigen Informationen zu dem GR54 findest du auch in dem Reiseführer.
Tag 1: Strahlender Start auf
Viel zu früh weckt mich die aufgehende Sonne aus dem Schlaf. Viel zu spät verlassen wir an diesem Morgen den Campingplatz. Der erste Teil des Aufstiegs ist gütig und der Wald spendet uns etwas Schatten und Kühle. Trotzdem ist es schon nun unfassbar heiß. Der Autolärm klingt noch in unseren Ohren und nur langsam wird er durch Vogelzwitschern ersetzt.




Um unsere Beine flattern die wunderschönsten Schmetterlinge. In ihren prächtigen Farben leuchten sie zitronengelb, dunklem schwarz und orange. Sie tragen zarte, verschlungene Muster auf ihren Flügeln und schweben von Blume zu Blume durch die Lüfte. Aber auch an meinen Schuhen finden sie in der Mittagspause gefallen 😅


Diese verbringen wir direkt an einem kleinen Bach. Es gibt leckere und dick mit Avocado und Ei belegte Brote. Den kommenden Anstieg müssen wir in der prallen Mittagssonne bewältigen. kein Wölkchen ist am Himmel zu sehen, kein Lüftchen zu spüren.
Als wir endlich den Gipfel erreichen erwarten uns hier ein paar müde aber sehr streichelfreudige Ziegen und eine herrliche Aussicht auf die massiven, schneebedeckten Berge.



Über einen steinigen, schmalen Pfad steigen wir in das Dorf ab. Hier endet die reguläre Etappe und obwohl wir eigentlich noch weiterlaufen wollten ist hier auch für uns erstmal Schluss. „Die restlichen Kilometer müssen auf morgen warten“ beschließen wir einstimmig. Stattdessen wird nun das Zelt aufgebaut und gekocht. Zusammen mit zwei anderen GR54 Wanderern schlafen wir gleich neben dem Dorf auf einem kleinen Platz.
Tag 2: Spektakulärer Gletscherblick

Nach einem kurzen Aufstieg erreichen wir schon früh am Morgen Besse. In dem kleinen Dorf reihen sich die alten Steinhäuser aneinander. Eine Katze streift an uns vorbei durch die Gassen und das Dorf strahlt pure Ruhe aus. Sogar ein Supermarkt und ein Bäcker gibt es, auch wenn dieser leider erst nachmittags öffnet.
Eine Frühstückspause machen wir trotzdem. Denn wir brauchen Kraft für den langen Aufstieg. Der ist nicht nur steil sondern auch mitten in der Sonne. Während wir uns den Berg hinaufschleppen lauschen wir dem Insektenkonzert. Es ziept, summt und brummt durch die bunten Blumenwiesen zu unseren Füßen.


„So langsam kann der Gipfel mal kommen“ schnaufe ich. Schon kurze Zeit später ist es auch so weit. Wir erreichen den Wiesengipfel von dem wir einen Blick auf den gewaltigen, weißen Gletscher des Ecrins Massiv haben. Und auf einen Parkplatz. Dort wuseln die Wandertouristen wie kleine Hummeln herum und schießen am Laufenden Band Erinnerungsfotos. So hatte ich mir den Gipfelmoment zwar nicht vorgestellt aber etwas weiter ab vom Schuss lässt es sich schön Pause machen. Unter unserem selbstgebasteltem Sonnensegel lassen wir uns belegte Brote, Nüsse und Gummibärchen schmecken. Sogar Schokoladenfonduet ist dank der heißen Temperaturen möglich 😅 Einfach bissel Schokolade in die Sonne legen und Trockenfrüchte und Kekse in die geschmolzene Flüssigkeit tunken.





Der Abstieg zieht sich nochmal. Immer mit schönem Gletscherblick geht es zunächst über schmale Wanderwege und anschließend über Straßen und durch kleine Dörfer nach La Grave. In der beliebten Stadt gibt es einen gut bestückten Supermarkt, in dem wir unsere Vorräte auffüllen. Anschließend geht es zum Campingplatz, von dem aus wir einen herrlichen Blick auf die Berge haben.
Tag 3: Der weiße See

„Ich möchte gar nicht weg“ murmelt Jana früh am morgen. Doch leider müssen wir auch dieses schöne Fleckchen hinter uns lassen. Doch zumindest erst nach einem richtig reichhaltigen Frühstück.
Wir folgen einem leicht ansteigenden Weg am Fluss entlang. Das rauschende Wasser ist eiskalt und ist perfekt zum Abkühlen. Mit der Zeit wird der Fluss immer schmaler und der Weg immer steiler. Dunkle Tannen und Laubbäume leiten uns den Weg zu einem türkisblauen Bergsee. “Wie im Bilderbuch” staune ich und tauche meine Füße in das glasklare Wasser.

„Da ist eins!“ ruft Jana. Und schon zischt ein kleiner, brauner Fellknäuel den Berghang hinauf. Seine Freunde unterstützen ihn mit lauten Gepfeife, bis er es schließlich geschafft hat und in seinem Bau verschwindet. Doch es bleibt nicht bei dem einen. Die nächsten Kilometer sind die Murmeltier Kilometer 😁 Sie sind einfach überall und füllen meine Speicherkarte ratzfatz mit zahlreichen Bildern.



Ein schneeweißer Fluss führt uns und die Murmeltiere talabwärts bis zu einem Bergsee. „Ahhh, ist das kalt“ quietscht Jana und zieht sogleich wieder die Füße aus dem Wasser. Länger als paar Sekunden halte auch ich es nicht aus. Erfrischend ist es trotzdem 😅





Tag 4: Skigebiet und Gipfelglück
Ski fahren: Im Winter ein ziemlicher Spaß aber im Sommer leider eher trostlos. Kaputte Wiesen, große Liftstationen und hässliche Wasserspeicher. Vormittags wandern wir durch die verlassene Skilandschaft und mein Wanderherz blutet. Von der unberührten Natur ist hier leider nur noch wenig übrig. Und die ist doch gerade das was ich beim Wandern so schätze und suche.


Aber wir lassen uns die Laune nicht verderben. Der Weg über die breiten Pisten ist einfach und so haben wir Zeit zum Singen. „We all live in a yellow submarin“ schallt es durch die Berge. Als wir das Skigebiet endlich hinter uns lassen steht die Sonne bereits hoch am Himmel.

„Komm – lass uns da rauf“ rufe ich Jana zu und zeige auf einen Mini-Gipfel gleich neben dem Trail. Von dort oben haben wir einen herrlichen Weitblick ins Tal. Hier bekommen wir schon eine Ahnung was uns die nächsten Stunden erwartet: Abstieg.




Erst über einen kleinen Wanderweg, dann über einen breiteren Forstweg und am Ende die asphaltierte Straße. Mitten in der Nachmittagshitze quälen wir uns über den Asphalt Richtung Stadt. Die Autos rasen an uns vorbei und der Schweiß läuft mir die Stirn hinab. Hier im Tal sind es sicherlich 30 Grad – eindeutig zu heiß zum Wandern.





Als wir am Campingplatz ankommen sind wir einfach nur erleichtert. Die nächsten Stunden liegen wir im Schatten herum, essen kühles Eis und knusprige Pizza. Und hoffen auf Abkühlung in den nächsten Tagen 😅
Tag 5: Steile Pfade
Gestern Abend haben wir noch die beiden Jungs vom ersten Abend wieder getroffen. Allerdings trampen die mehr als zu wandern 😅 So sparen sie sich auch heute den Anstieg über die Straße. Dafür verpassen sie einen spektakulären Wasserfall, unter dem wir sogar durchgehen können. Das laute Rauschen des Wassers begleitet uns den Berg hinauf.

Gleich neben dem Fluss stoßen wir auf eine gemütliche kleine Hütte. Sie ist ein wahrer Wandertraum. Mit Töpfen, Tee, Sitzecke und alles was es für eine Übernachtung braucht. Außerdem ist es so schön kühl, dass wir unsere Mittagspause hier verbringen.
Das war auch gut so, denn der restliche Aufstieg wird nochmal richtig krass. Stück für Stück wird der Weg schmaler und ausgesetzter. Bis wir schließlich an einem Berghang unterwegs sind, der so wirkt als könnte er jeden Moment abrutschen. Meine beiden Füße passen nicht mal mehr nebeneinander und jeder Schritt lässt mein Herz höher schlagen. Aufregung und Anstrengung vermischen sich….
Oben angekommen wird es nicht viel besser. „Hier ist ja überhaupt kein Platz“ ruft Jana entsetzt aus. Mit unseren Rucksäcken auf den Rücken sitzen wir auf dem schmalen Bergpass und teilen uns einen Riegel. Hier eine gemütliche Pause machen? Für uns undenkbar 😅 Schon jetzt muss ich aufpassen das auch ja nichts kurzerhand den Hang herunterrollt.




Kurz bevor wir weiter gehen wollen läuft eine Gruppe Trailrunners den Bergrücken entlang. Ich kann es nicht glauben. Schon zum Wandern finde ich es hier echt krass, aber das auch noch joggen. Für uns steht nach einem weiteren kleinen Pass zum Glück nur noch der Abstieg an. Und zu unserer großen Erleichterung ist der längst nicht so rutschig und schwierig wie der Aufstieg.
Als wir das Refuge de la Chaumette erreichen suchen wir uns flink einen Zeltplatz hinter der Hütte. Beim Abendessen fallen mir dann doch fast die Augen zu. Das war der bisher längste und anspruchsvollste Tag und ich bin echt platt. Deshalb ab ins Zelt und schlafen!
Tag 6: Der schönste Zeltplatz




Während die Sonne noch über die Gipfel klettert steigen wir bereits bergauf. Auch heute ist der Weg schmal, aber wir sind ausgeschlafen und gut gestärkt. Heute machen wir COL Hopping 😁 Denn es gilt drei Bergpässe (Cols) zu überwinden.
Nach dem gestrigen Tag haben wir uns heute für eine kurze Etappe entschieden. Wir haben richtig viel Zeit und gönnen uns viele Pausen. Schafe ziehen durch die blühenden Wiesen und die Schmetterlinge flattern umher. Von den Bergpässen haben wir fantastische Ausblicke auf die Bergwelten. Und vom letzten sehen wir sogar schon den See.






Dieser liegt gleich vor dem Refuge de Vallonpierre. Grau und dunkel liegt er da. Umgeben von schwarzen Wolken, die in den letzten Stunden aufgezogen sind.
Wir dürfen gleich oberhalb des Sees unser Zelt aufbauen. „Das ist definitiv einer der schönsten Zeltplätze an denen ich bisher geschlafen habe“ jubel ich.

Nach einem großen und köstlichen Stück Blaubeerkuchen geht es duschen. Doch als ich die „Dusche“ sehe pruste ich los. Es ist ein Bretterverschlag mit einem Gartenschlauch. Das Wasser ist eiskalt und so frösteln wir nach der Erfrischung. Es ist zwar noch früh aber da wir heute nichts mehr zu tun haben kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke und verlieren uns in der Welt der Bücher.






Tag 7: Flatternde Schmetterlinge
Die grauen Wolken sind verzogen. Stattdessen klettert ein strahlender Sonnenstern den Himmel hinauf und lässt den See glitzern. Das Wasser ist spiegelglatt und die kleine Berghütte spiegelt sich in dem klaren Blau.


Auch heute wird wieder ein wahnsinnig heißer Tag 😅 Aber wen wundert‘s noch? Mich definitiv nicht. Hier sind es beinah jeden Tag um die 25-30 Grad und vor allem im Tal staut sich die Hitze.
Der erste Teil des Abstiegs geht quasi wie von selbst. Anders als ein Höhenweg heißt es hier übrigens immer: Alles hinauf und alles wieder hinab. Es immer heißer und auf den letzten Metern bis ins Dorf habe ich das Gefühl zu verglühen. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie die Menschen in Indien oder auch anderen Ländern Temperaturen bei 40 Grad überstehen. Mein Körper macht hier schon schlapp. Ich habe Kopfschmerzen, bin erschöpft und habe trotz regelmäßigem Trinken einen trockenen Hals.



Im Dorf gibt es zum Glück einen Brunnen und das kühle Wasser läuft mir die Kehle hinab. „Einfach herrlich“ seufze ich zum Abschluss dieses Tages.


Tag 8: Wo die Murmeltiere pfeifen
„Und täglich grüßt das Murmeltier“ Die kleinen braunen Nager flitzen auch heute wieder die Berghänge entlang. Ihr helles Fiepen schallt durch die Täler. Und für uns geht es auch heute morgen wieder einmal den Berg hinauf. Am Refuge Soufflés vorbei, über weite Wiesen hoch zum Pass. Hier tummeln sich bereits ganz schön viele Menschen. Daher machen wir uns nach einer kleinen Pause auch schon wieder an den Abstieg.
Dafür stelle ich meine Stöcke nochmal länger. Denn der Abstieg hat es nochmal richtig in sich. Es ist steil und die Steine liegen nur lose übereinander. Als wir das schwarze Geröllfeld hinter uns gelassen haben wird es etwas besser. Allerdings ist es noch längst nicht vorbei. Bis zum frühen Abend steigen wir bergab in das kleine Bergdorf Le Desert.





Nach einem leckeren Walnuss Eis, einem wahnsinnig schokoladigen Brownie und einer zarten Creme Brulee mit Blaubeeren sind wir Pappsatt. „Hier bleiben“ schreien unsere Foodbabys. Und so ist die Entscheidung schnell gefallen. Wir dürfen das Zelt sogar gleich im Garten des Restaurants aufbauen.


Tag 9: Die Berghexe fliegt zum nächsten Gipfel

Manchmal würde ich mich echt am liebsten auf einen Besen schwingen und einfach ein Stück den Berg hinauf fliegen 😅 Denn so ein Aufstieg kann doch ganz schön anstrengend sein und mich ordentlich zum keuchen bringen. Dafür sehe ich die vielen kleinen schönen Wunder, am Wegesrand. Strahlende Blumen in pink und in lila, unzählige Schmetterlinge und eine kleine Eidechse.



Der Bergpass ist zu unserem Glück eine breite Wiesenfläche. Die nutzen wir für eine herrliche Pause mit Panoramablick in die Berge. Beim Runtersteigen sehen wir an dem gegenüberliegenden Berghang einen super krassen Weg. „Wie gut das wir da nicht rauf müssen“ lache ich. Doch das Lachen vergeht mir schnell. Denn genau dort müssen wir noch rauf.




Beim Abstieg im Wald wird beratschlagt. Was sollen wir machen? Heute noch den Aufstieg wagen oder lieber unten im Tal Zelten? Wir sind uns nicht einig und so fliegen die Argumente und Überlegungen hin und her. Schließlich entdecken wir auf Janas Karte eine kleine Hütte auf dem Weg. „Bis zu der gehen wir und morgen früh machen wir den restlichen Anstieg“ schlägt sie vor. Gesagt getan. Wir füllen unten am Fluss unsere Flaschen auf und machen im Schatten eines großen Baumes neben der Schäfer Hütte noch eine Pause.
Jede noch so kleine Wasserkapazität ist aufgefüllt als wir den Aufstieg in der brütenden Hitze beginnen. Doch wir kommen schneller voran als gedacht. Als wir die kleine Holzhütte ein Stück neben dem Trail erspähen ist es noch früh am Abend. Wir überlegen sogar noch den restlichen Anstieg zu machen 😅 Das lassen wir dann aber lieber bleiben. Stattdessen bauen wir das Zelt auf.


Wir schrauben den kleinen Kocher zusammen und setzen Wasser für das Kartoffelpüree auf. Doch nach kurzer Zeit erlischt die Flamme. „Nein nein nein“ rufe ich während ich den Gaskanister schüttle. „Leer“ seufze sich als sich meine Befürchtung bestätigt. Also müssen wir heute Abend mit kaltem Kartoffelpüree Vorlieb nehmen. Dabei wäre was warmes wirklich schön gewesen, denn hier oben ist es richtig kalt und windig.
Tag 10: Der letzte Pass
Müde und verschlafen beginnen wir den Tag. Gegenüber rauscht der Wasserfall den Berg hinab. Dem habe ich zu verdanken, dass ich die ganze Nacht das Gefühl hatte pinkeln zu müssen. Als wir loswandern ist der Berg noch in Schatten getaucht. Mir ist richtig klamm im Bauch, denn auch von hier sieht der weitere Aufstieg einfach nur heftig aus.
„Wo sollen da bitte ein Wanderweg sein?“ murmelt Jana und zeigt auf das letzte Stück des Passes. Ich habe keine Ahnung. Doch gefühlt tausende Serptentinen später wissen wir es. Er ist fast nicht zu erkennen, aber mitten durch das Geröllfeld führt die Tour des Ecrins. Das ist mal wieder ein Nervenkitzel. An der Seite geht hunderte Meter hinab. Wenn ich da nur runter schaue bekomme ich schon ein mulmiges Gefühl. Daher konzentriere ich mich auf den Weg. Schritt für Schritt, Atemzug im Atemzug.





So schaffen wir es zum Pass. Die Sonne lacht uns hier oben entgegen und auf der anderen Bergseite schimmert ein strahlend blauer See. Zu dem geht es als nächstes 😍 Und ich kann einfach nicht widerstehen, streife meine Kleidung ab und hüpfe Stunden später ins kühle Nass. „Eiskalt“ fährt mir als erstes durch den Kopf und bin ich beginne gleich zu schwimmen. Es fühlt sich an als würde ich schweben. Ein pures Glücksgefühl und ein Moment für das Marmeladenglas.



Nur noch ein Pass steht uns jetzt bevor. Dann haben wir es geschafft und steigen zu unserem Start- und Zielort hinab. Oben durchströmt uns das Adrenalin. „Es ist geschafft!“. „Vielleicht könnten wir heute sogar noch ganz absteigen“ überlegt Jana. Und auf einmal sind wir motiviert. Schließlich haben wir kein warmes Essen mehr, haben seit drei Tagen nicht geduscht und unsere Klamotten sind dreckig und müffeln.
Allerdings haben wir nicht den Abstieg bedacht. Der ist nämlich nicht nur wahnsinnig lang, sondern auch sehr schwierig und steil. An vielen Stellen müssen wir kraxeln und der Weg ist oft ausgesetzt. Warnschilder weisen uns immer wieder darauf hin vorsichtig zu sein. Der Lac Lauvital liegt genau unter uns – scheinbar so nah. Doch wir brauchen ewig bis wir die Ufer erreichen.


Als es endlich soweit ist gönnen wir uns eine Runde schwimmen. Den Plan heute noch ganz abzusteigen haben wir längst verworfen. Stattdessen gehen wir nur noch bis ins nächste Dorf. Hier nehmen wir uns ein Hotelzimmer. Das erste Mal auf dieser Wanderung! Nach drei Tagen endlich wieder duschen und waschen tut einfach gut.
Tag 11: Die Tour des Ecrins ist geschafft

Ich fühle mich wie neugeboren als ich morgen frischgeduscht aus dem Bett aufstehe. Aber nicht nur das sondern ich fühle mich auch vollgetankt mit Energie, vollgepackt mit einem Haufen neuer Erinnerungen und sehr glücklich. Es war eine tolle Wanderung. Deswegen genießen wir auch noch den letzten Tag in vollen Zügen. Schließlich sind auch noch mega Highlights dabei wie das riesige Murmeltierbild auf einer Hauswand. Ein gebührender Abschied von der Tour des Ecrins.


Die Tour des Ecrins ist zwar zu Ende aber du kannst noch einige andere Wanderabenteuer auf meinem Blog verfolgen. Begleite moch gerne durch die wilden Pyrenäen oder auf die sonnigen Kanaren.
Danke für den schönen Bericht ❤️
Danke für deinen Kommentar, freut mich das dir der Bericht gefällt 😊